Blog von Mara23

Pflanzen im Alten Ägypten - Teil 1



Ich finde dieses Thema sehr interessant, hab mich damit auch schon eingehend beschäftigt und wollte euch mal ein paar Pflanzen vorstellen.

"Dort (in Ägypten) bringt die fruchtbare Erde mancherlei Kräuter hervor zu guter und schädlicher Wirkung zu mischen. Dort ist jeder ein Arzt und übertrifft an Erfahrung alle Menschen"
aus: Homer, Odyssee IV 227

Die altägyptischen Ärzte galten als die Besten der damaligen Zeit und wurden auch oft von fremdländischen Herrscher angefordert. In den medizinischen Papyri (z.B. Papyrus Ebers, Papyrus Berlin, chirurgische Papyri, etc.) werden vielerlei Heilpflanzen erwähnt, viele konnten die Ägyptologen schon identifizieren, viele leider auch noch nicht....
Die Magie spielt jedoch auch eine sehr große Rolle. Ein Rezept beginnt immer folgendermaßen: "Ein Heilmittel anzuwenden für..."

Aus gesundheitlichen Gründen war es bei den Ägyptern Brauch, den Körper zu entleeren, dafür hatten sie verschiedenen Pflanzen, z.B. die Samen des Rizinus (Ricinus communis), der im Altägyptischen "degem" hieß.


Die Samen enthalten das hochgiftige Toxalbumin Ricin, schon mehr als drei können durch hervorgerufene Atemlähmung und Herzstillstand zum Tode führen.
Rizinusblüte:

Rizinusfrüchte:


Hier ein Rezept aus dem Papyrus Ebers (Nr. 25):
"Ein anderes Heilmittel für das Entleeren des Bauches und das Beseitigen von Krankheitserscheinungen im Bauch des Mannes: Samen der Rizinuspflanze, werde gekaut, werde heruntergespült mit Bier, bis alles herauskommt, was in seinem Bauch ist."


In Ägypten gab es den weißen (Nymphea lotus) und den blauen (Nymphea caerulea Savigny) Lotos. Der lateinische Name sagt schon, dass es sich hierbei um zwei in Ägypten heimische Seerosenarten handelt, die am Nilufer vorkamen und in Gartenteichen kultiviert wurden. Die Ägyptologen dagegen sagen botanisch nicht korrekt "Lotos".
Der Indische Lotos (Nelumbo nucifera Gaertn.) kam erst im 6. Jh. v.Chr. nach Ägypten- er wurde vermutlich von den Persern mit ins Land gebracht.



Auf dieser Grabwand aus dem Grab des Seschemnefer III. in Gizeh (AR, um 2420 v. Chr.) wird der Grabherr sitzend gezeigt, sein ältester Sohn reicht ihm eine blaue Lotosblüte:


Die alten Ägypter unterschieden auch bei den Darstellungen, um welche der beiden Lotospflanzen es sich handelte. Die Blütenblätter des weißen Lotos haben eine ovale Spitze, die des blauen laufen spitz nach oben zu.
Der intensive Duft dieser Pflanzen gilt als regenerierend. Da der blaue Lotos abends seine Blüten schließt, sie ins Wasser zurückzieht und erst bei Sonnenaufgang wieder auftauchen lässt, ist er ein altes Zeichen für den sich täglich erneuernden Sonnengott Re. In späterer Zeit wurde der Lotos die Symbolpflanze des Nefertem, der am Morgen den jugendlichen Sonnengott personifiziert. Der Lotos ist daher als Sinnbild für die Entstehung der Welt aus dem feuchten Element verstanden und deshalb insbesondere mit der Regeneration in Zusammenhang gebracht worden. Interessanterweise bestätigen neue biochemische Forschungen, dass zumindest in den Samen des Lotos tatsächlich regenerative Kräfte vorhanden sind. Es wurde ein spezielles darin enthaltenes Enzym entdeckt, das offenbar den Alterungsprozess durch Wiederherstellen defekter Eiweißstoffe des menschlichen und tierischen Körpers verzögern kann. In den Blüten und Rhizomen befinden sich auf das Zentralnervensystem beruhigende Wirkung ausübende Alkaloide.

Da die verschiedenen Teile des Lotos jedoch nur selten in den medizinischen Texten anzutreffen sind, lässt sich daraus nicht erkennen, dass die ägyptischen Ärzte die beruhigende und antiaphrodisierende Wirkung des Lotus in der Heilkunde eingesetzt hätten.
Den alten Ägyptern sind die regenerativen Kräfte der Pflanze vermutlich bewusst gewesen. Sie wollten im Jenseits jeden Tag aufs Neue von den wiederbelebenden Kräften des Lotos profitieren.